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Neue EN 1912 veröffentlicht - Chance für den Einsatz von Tropenholz?

07.08.2024rss_feed

Neue EN 1912 veröffentlicht - Chance für den Einsatz von Tropenholz?

Mit Ausgabe Juli 2024 ist DIN EN 1912 Bauholz für tragende Zwecke – Festigkeitsklassen – Zuordnung von visuellen Sortierklassen und Holzarten neu veröffentlicht worden. Dadurch ist eine Reihe weiterer Holzarten für tragende Zwecke einsetzbar.


Oft wird bei Holzkonstruktionen, die nicht direkt die Gebäudestatik betreffen, die Frage gestellt, ob eine statische Bemessung erforderlich ist und welche Materialien dafür einsetzbar sind. Meist geht es dabei um Balkone und/oder aufgeständerte Terrassen, aber auch z. B. Carports, Stege oder Wintergärten.


Holzarten zur Verwendung im Außenbereich

Für Konstruktionen im Außenbereich sind zwei Faktoren kritisch: Die Dauerhaftigkeit des eingesetzten Materials und dessen statische Eigenschaften (Festigkeit). Dies führt zu Einschränkungen bei der Materialverwendung. Im Sinne des Holzschutzes (vgl. DIN 68800, Teile 1 bis 3) müssen für die Bauteile einer Konstruktion Gebrauchsklassen bekannt und benannt sein – diese sind für Terrassen und Balkone in der Regel GK 3.1 oder GK 3.2., was bedeutet, dass nur Holzarten mit Dauerhaftigkeitsklassen (durability class, DC) von 3 und besser eingesetzt werden dürfen. Für Holzarten mit geringeren Dauerhaftigkeitsklassen, wie z. B. Lärchenholz in der Klasse 3–4, sind weitere konstruktive Vorgaben zu beachten. Gerade in Sachen Festigkeit auf der einen und Dauerhaftigkeit auf der anderen Seite, sind tropische Holzarten für Anwendungen im Außenbereich ideal anwendbar.

 

Was wird unter einer tragenden Konstruktion verstanden?

Auszug GD Holz-Broschüre Terrassen- und Balkonbeläge aus Holz und Holzwerkstoffen (5. Aufl. 2020): Beläge bei Balkonen und aufgeständerten Terrassen ab einer Höhe von ca. 60 cm über dem Geländeniveau und generell bei Flächen über Wasser (z. B. Boots- oder Badestege) sind als tragende Konstruktionen einzustufen. Sie werden in der Regel handwerklich bemessen, d. h. die Konstruktionen werden mit rechteckigen Querschnitten und der geforderten statischen Sicherheit ausgeführt. (…)

Vollholzdielen in tragenden Konstruktionen sind bei Nadelhölzern (auch imprägniert) mindestens in Sortierklasse ‚S10‘ nach DIN 4074-1 oder entsprechender europäischer Festigkeitsklasse ‚C24‘ bzw. bei Laubhölzern mindestens in der Sortierklasse ‚LS10‘ nach DIN 4074-5 oder entsprechender europäischer Festigkeitsklasse ‚D30‘ auszuführen.

Als tragende Beläge dürfen in Deutschland neben Nadelhölzern die Laubholzarten Afzelia, Angélique (Basralocus), Bongossi, Eiche, Ipé, Keruing, Merbau und Teak verwendet werden. (…)

Diese, im Vergleich zu den vielen verfügbaren tropischen Holzarten, kurze Liste wurde nun mit der Herausgabe der neuen EN 1912 und dem Wegfall nationaler Bestimmungen deutlich erweitert. Die Verwendung all dieser Holzarten setzt aber voraus, dass diese festigkeitssortiert sind (Nadelholz min. S10 oder C24 oder Laubholz min. LS10 oder D30).

Weitere Infos auch in dem Artikel Der ‚bauaufsichtlich tragende Bereich‘ – viel verwendeter Begriff, doch was heißt das genau? vom 24.07.2024.


Welche Holzarten sind zukünftig in tragenden Konstruktionen verwendbar?

Die Importeure tropischen Laubholzes sind im Fachbereich Außenhandel des GD Holz organisiert. Dort hat sich bereits eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, um zukünftig eine breitere Palette festigkeitssortierten Holzes – insbesondere für Terrassendielen anbieten zu können.

Die Arbeitsgruppe ist dabei, ein Sortierhandbuch zu entwickeln, das auf der Basis der neuen EN 1912 und weiteren Sortiernormen, wie z. B. DIN 4074-5 (Sortierung von Holz nach der Tragfähigkeit – Laubschnittholz), Vorgaben zur erfolgreichen und normgerechten Festigkeitssortierung tropischer Holzarten macht.

In folgender Tabelle genannte Holzarten sollen zukünftig visuell nach Festigkeit sortiert werden können und entsprechende Festigkeitsklassen zugewiesen werden.


Tabelle Festigkeitssortierung Trop. LH

Von den vorherigen acht Hölzern ist diese Liste deutlich erweitert. In EN 1912 sind auch noch weitere Holzarten genannt, die aber zunächst nicht in o. g. Sortierhandbuch betrachtet werden.

Informationen zur Anwendung und Veröffentlichung des Sortierhandbuchs wird es gegen Ende des Jahres geben. Sollten Sie bereits Projekte planen oder Fragen zur Festigkeitssortierung haben, sprechen Sie uns gerne an. (zel)



Foto © Contrastwerkstatt - Fotolia.com

Foto © Contrastwerkstatt - Fotolia.com


Christian
07.08.2024 14:29
Warum endet die Baumartentabelle bei M? Kein Padouk? Aber auch kein Itauba? Oder Erlebnisse aus der Praxis mit Holzarten die geeignet sein sollten und es doch nicht sind. Beispiel Kempas: Totale Vermorschung auf geschlossenen Balkonen oder Standard-Gartenterrasse nach 4-5 Jahren Liegezeit: Zerstört mehrfach durch die Zerfließende Gallertträne. Ein Pilz der Totholz in u.a. unseren Wäldern abbaut.