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Wohnungsbau auf Allzeittief – Was heißt das für die Forst- und Holzwirtschaft?

17.10.2023rss_feed

Wohnungsbau auf Allzeittief – Was heißt das für die Forst- und Holzwirtschaft?

Wie das ifo-Institut mitteilt, steckt die Wohnungsbauwirtschaft in einer tiefen Krise. Höhere Baupreise kombiniert mit rasant gestiegenen Finanzierungszinsen drücken der Branche die Luft ab. Der Geschäftsklimaindex für den Wohnungsbau befindet sich infolgedessen auf einem Allzeittief.


Die Zahl der stornierten Bauprojekte ist so hoch wie nie. Und eine kurzfristige Besserung ist nicht in Sicht. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, diese Parole gilt derzeit in der Bauwirtschaft und damit auch für weite Teile der Forst- und Holzwirtschaft – denn das meiste Holz geht in den Bau.


Bauflaute heißt immer auch Holzflaute

Was im Bauwesen passiert, schlägt früher oder später immer auch auf die Holzwirtschaft und im zweiten Schritt auch auf die Forstwirtschaft durch. Denn auch wenn Häuser nicht ausschließlich aus Holz und Holzprodukten gebaut werden – Holz wird auf einer Baustelle immer gebraucht, sei es als Hilfsmaterial für Gerüste, als Schalung oder als Material für den Dachstuhl.

Oder eben nicht, wie im Moment. Der Auftragseingang im Baugewerbe schwindet und damit die Nachfrage nach Schnittholz und anderen Sortimenten. Lange haben die Sägewerke in Deutschland und Mitteleuropa versucht dagegenzuhalten und Marktnischen zu suchen, um kein Personal abbauen zu müssen.

Denn sowohl in der Bauwirtschaft als auch in der Sägeindustrie weiß man: Personal, das einmal weg ist, kommt so schnell nicht wieder, wenn überhaupt. Springt demnach die Bautätigkeit und damit die Holznachfrage wieder an, könnte dieser Bedarf nicht gedeckt werden.

Für die Forstwirtschaft bedeutet diese Situation eine sinkende Nachfrage nach Rundholz, vor allem nach Nadelrundholz, welches im Bauwesen weit überwiegend gebraucht wird. Praktisch jeder Dachstuhl wird aus Fichtenholz gebaut, ebenso wie Fertighäuser, die meist als Holzhäuser konzipiert sind.

 

Holzpreis im Keller

Der Leitpreis für Fichtenrundholz ist in der Folge gesunken. Vielerorts wird Käferholz eingeschlagen, für das noch geringere Preise gezahlt werden. Forstbetriebe, die auf die Erträge aus dem Holzverkauf angewiesen sind, stellen diese Mindereinnahmen vor große Probleme.

Der für klimatische Anpassungen notwendige Waldumbau passiert nicht von allein. Klima angepasste Baumarten müssen gepflanzt werden, wenn sie vor Ort nicht von Natur aus vorkommen. Überhöhte Wildbestände machen darüber hinaus Schutzmaßnahmen wie Zäune nötig, damit junge Bäume überleben. All das muss bezahlt werden und das geht nur mit ausreichenden Erträgen aus den Holzverkäufen.


Vorschläge der Möbelbranche

Um aus dem Dilemma herauszukommen, hat die deutsche Möbelbranche über den VDM (Verband der Deutschen Möbelindustrie) sich mit einem Positionspapier an die verantwortlichen Ministerien gewendet. Denn auch die Möbelindustrie leidet unter der Schwäche am Bau: Wo nicht gebaut wird, werden auch weniger Möbel gebraucht.

In einem 5-Punkte-Plan fordert die Möbelbranche daher, genehmigte aber zurückgestellte oder stornierte Bauvorhaben finanziell zu fördern, die Grunderwerbssteuer zu senken oder zu stunden, die Umsatzsteuer für Bauleistung auf 7 % zu senken, den Umbau von Gewerbe- in Wohnimmobilien verstärkt zu fördern und die Planungssicherheit für private Haushalte und Unternehmen durch eine dauerhafte Absenkung der Steuerlast zu erhöhen.

Immerhin sehe der Koalitionsvertrag den Bau von jährlich 400 000 Wohnungen vor. 2023 erreiche man dank des Überhangs aus den Vorjahren noch 240 000, 2024 werden es wohl nur 170 000 sein. Schnelle Entspannung ist nicht in Sicht! Nicht am Bau, nicht für die Möbelhersteller und auch nicht für die Forst- und Holzwirtschaft.

 

Holzbauinitiative der Bundesregierung als Chance?

Zeitgleich mit den Problemen im Bauwesen, gibt es eine weitere politische Chance, zumindest das Bauen mit Holz wieder anzukurbeln: Die Holzbauinitiative des Bundes (Pressemitteilung der FNR). Das Potenzial des Bauens mit Holz muss in der Breite anerkannt werden und sich zu einem Selbstverständnis entwickeln – das würde der Forst- und Holzwirtschaft helfen und gleichzeitig auch dem Klima. (zel)

Quelle: forstpraxis.de mit Material von ifo, VDM

 

 

 



Foto: © Fotolia20053840.com

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