Wissenschaftlicher Beirat ordnet Ergebnisse der BWI4 ein
Der wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik beim BMEL (Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung) hat in einer Stellungnahme die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI 4) in Bezug auf waldpolitische Handlungsfelder beleuchtet.
Die BWI 4 analysiert die langfristige Entwicklung der Wälder in Deutschland zwischen 2012 und 2022. Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik hat für seine Stellungnahme die Ergebnisse in vier zentrale Handlungsfelder eingeordnet:
- Biodiversität und Waldnaturschutz
- Klimaschutz, Resilienz und Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel
- Eigentum, Arbeit, Einkommen
- Rohstoffe, Versorgung und Effizienz
Biodiversität und Waldnaturschutz
Die BWI dokumentiert Fortschritte in der ökologischen Qualität der Wälder. Der Anteil naturnaher Wälder ist gestiegen, während kulturbestimmte Wälder zurückgegangen sind. Der Zuwachs an Totholz – ein Schlüsselfaktor für Artenvielfalt – ist ein positiver Effekt von Klimaschäden. Auch der Laubwaldanteil hat zugenommen, wodurch die Wälder strukturreicher und ökologisch wertvoller wurden.
Der Beirat fordert jedoch weitergehende Maßnahmen, wie ein gezieltes Biodiversitätsmonitoring. Es soll helfen, externe Einflüsse wie den Klimawandel besser von den Auswirkungen der Waldbewirtschaftung zu unterscheiden. Ergänzend sollten Erfolgskontrollen für Naturschutzmaßnahmen eingeführt werden, um eine effiziente Kombination von natürlicher Entwicklung und Bewirtschaftung zu fördern.
Klimaschutz, Resilienz und Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel
Wälder und Holzprodukte sind zentrale Elemente im Kampf gegen den Klimawandel. Zwar stieg die Kohlenstoffspeicherung im Zeitraum von 2012 bis 2022 um 4,5 %, jedoch zeigte die Periode von 2017 bis 2022 aufgrund von Dürre, Schädlingen und Krankheiten erstmals einen Rückgang.
Die aktuellen Klimaschutzziele für den Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft
(LULUCF) gelten als überambitioniert. Der Beirat schlägt vor, die Ziele realistischer zu gestalten und Unsicherheiten einzubeziehen. Gleichzeitig wird auf die Bedeutung klimaresilienter Wälder hingewiesen, deren Förderung eine Diversität standortangepasster Baumarten erfordert. Solche Anpassungen erfordern erhebliche Investitionen, weshalb die Honorierung von Anpassungsleistungen, insbesondere für private Waldbesitzer, essenziell ist.
Eigentum, Arbeit, Einkommen
Die wirtschaftliche Lage vieler Forstbetriebe ist durch klimabedingte Schäden und sinkende Holzvorräte angespannt. Insbesondere der Rückgang des Nadelholzanteils stellt die Wirtschaftlichkeit vor Herausforderungen. Ohne alternative Erlösquellen oder finanzielle Anreize droht ein Rückgang der Investitionen in nachhaltige Waldpflege und Anpassung.
Die Daten zeigen zudem, dass der Kleinprivatwald weiter an Fläche verliert. Hier plädiert der Beirat für eine stärkere Einbindung der privaten Waldeigentümer durch gezielte Ansprache, Informationsvermittlung und finanzielle Anreize, etwa für Ökosystemleistungen. Verbesserte Klassifikationen für Nutzungseinschränkungen könnten den wirtschaftlichen Belastungen der Waldbesitzer gerechter werden.
Rohstoffe, Verwendung und Effizienz
Die Holz- und Papierwirtschaft ist weiterhin auf heimisches Holz, vor allem Nadelholz, angewiesen. Doch der Rückgang der Fichtenvorräte infolge von Stürmen und Trockenheit führt zu Versorgungsengpässen. Gleichzeitig wird der Vorratsaufbau bei anderen Baumarten wie Douglasien und Tannen die Verluste nicht ausgleichen.
Der Beirat empfiehlt, regionale Unterschiede zu berücksichtigen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgung zu stabilisieren. Dazu gehören regulatorische Erleichterungen für Holztransporte und die gezielte Nutzung von Fichten- und Kiefernvorräten, insbesondere in vulnerablen Beständen. Hierdurch könnte der Waldumbau befördert werden, während das gewonnene Holz klimaschützend verwendet wird.
Unabhängig von der Waldbesitzart zeigen dem Beirat zufolge die Ergebnisse der BWI vergleichbare Waldzustände und Entwicklungen, begünstigt durch einheitliche gesetzliche Regelungen, großflächige Zertifizierungen und ähnliche historische sowie marktbedingte Einflüsse. Auch geteilte Werte und Einstellungen der Waldbesitzer tragen dazu bei.
Zukünftig sollten einheitliche Mindeststandards für die aus der Gemeinwohlverpflichtung resultierenden Werte gelten. Gleichzeitig benötigen nicht-staatliche Forstbetriebe gezielte Förderungen, um zusätzliche gesellschaftlich gewünschte Ökosystemleistungen des Waldes bereitstellen zu können.
Die vollständige Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats finden Sie unter folgendem Link: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/waldpolitik/einordnung-bwi-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=1
(js)
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