Wie kommt der Ton aus der Geige? Durch einen Bogen aus Fernambuk
Fernambukholz (Paubrasilia echinata, oder auf Portugiesisch Pau Brasil, Brasilholz, selten auch Glutholz), wächst ausschließlich in Brasilien und hat dem Nationalbaum des Landes seinen Namen gegeben. Das Holz mit seiner intensiv roten Farbe wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Textilindustrie wegen seiner Färbeeigenschaften genutzt. Doch nicht nur dafür eignet sich das wertvolle Holz.
Fernambuk wächst in der Mata Atlantica, dem Wald entlang der Atlantikküste von São Paulo im Süden bis in den Nordosten Brasiliens. Dieser Wald ist bekannt für die Vielfalt seiner Bäume. Er soll einer der artenreichesten Wälder der Welt sein, mit über 100 verschiedenen Arten pro Hektar. Doch er ist in großer Gefahr, denn von seiner ursprünglichen Fläche sind kaum noch 10% übrig. Schutzmaßnahmen können der Abholzung nichts anhaben, insbesondere nicht der intensiven Landwirtschaft – der Hauptursache für das Verschwinden des Waldes –, der Stadterweiterung und Industrieprojekten.
Vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich der Bogen für die Streichinstrumente Viola, Violine, Cello und Kontrabass, sowohl in seiner Form als auch in den Holzarten, aus denen er hergestellt wurde, ständig weiter. Ganz am Ende des 18. Jahrhunderts entstand die technische Grundform der Bögen, wie sie noch heute gespielt werden: ein sogenannter moderner
Bogen, der aufgrund der spezifischen Eigenschaften der Elastizität und Festigkeit von Fernambuk, dem damals in Frankreich zum Färben verwendeten roten Holz, entworfen und gefertigt wurde. In weniger als zwei Jahrzehnten wurde dieses neue Modell des Bogens aus Fernambuk zum weltweiten Standard.
Die Frage des nachgepflanzten Holzes
Seit 1999 haben französische Bogenbauer im Rahmen der IPCI (International Pernambuco Conservation Initiative) in Zusammenarbeit mit lokalen Verbänden und Regierungsorganisationen in Brasilien Programme zur Wiederaufforstung von Pernambuco initiiert und finanziert. Diese Initiativen zielen darauf ab, zerstörte Waldgebiete wiederherzustellen, aber auch die rationelle Nutzung dieser Ressource in Verbindung mit lokalen Entwicklungsprogrammen zu fördern. So wird Fernambuk beispielsweise oft zusammen mit Kakaobäumen gepflanzt, um diese zu schützen, indem sie den zum Wachsen notwendigen Schatten spenden. In 25 Jahren haben diese Bemühungen zur Neupflanzung von über 340.000 Bäumen geführt. Diese Zahl ist besonders bemerkenswert, wenn man sie mit dem jährlichen Bedarf der Bogenbauer weltweit vergleicht, der sich auf einige Dutzend Bäume (etwa 20m³) beschränkt.
Die in Brasilien geforderten Bestandsverzeichnisse berücksichtigen diese neu angepflanzten Bäume jedoch nicht, ebenso wenig wie die CITES-Berichte. Sie befinden sich in einem administrativen Vakuum und werden weder als Wildpflanzen noch als neu angepflanzte Bäume betrachtet. Es besteht weiterhin eine Verwechslung zwischen dem allgemeinen Zustand des Waldes Mata Atlantica und den verfügbaren Fernambukbeständen. Doch die Wiederanpflanzung könnte, da Fernambuk relativ schnell wächst, eine nachhaltige Lösung bieten. Es kann nach etwa 40 Jahren geerntet werden und fördert die lokale brasilianische Wirtschaft durch hochwertige Bogenproduktion.
CITES und die Zukunft von Fernambukholz: Herausforderungen für Musiker und Holzhandel
Nun gibt es Initiativen, die Fernambukholz gern in den CITES-Anhang 1 heben würden, was ein weltweites Handelsverbot bedeuten würde. Bereits bei der CoP20 im November 2025 könnte darüber entschieden werden, was im Bogenbauhandwerk und bei Musikern Besorgnis erzeugt. Gleichzeitig würde die Verwaltungslast für bereits existierende Bögen erheblich steigen, insbesondere im internationalen Handel des Holzes, bei der Einhaltung von Zollbestimmungen und letztlich bei jedem einzelnen Musiker, der einen Bogen aus Fernambuk besitzt und allein oder mit seinem Orchester in ein anderes Land reisen möchte und dafür aufwendige Genehmigungen von Naturschutzbehörden einholen müsste.
Der Schutz des Mata-Atlantica-Waldes hängt jedoch auch von größeren Faktoren wie der landwirtschaftlichen Ausdehnung in Brasilien ab. Präsident Lulas Einsatz für den Erhalt der Wälder gibt Hoffnung auf einen umfassenderen Ansatz. Möglicherweise lässt sich bis zur COP auch noch eine detailliertere Betrachtung des einerseits schutzbedürftigen Waldes und des andererseits aufgrund der Anpflanzungen bestehenden Vorrates an Fernambuk erreichen, was dann einer Listung in CITES Anhang I entgegen sprechen würde. (ATIBT / NOP)
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