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Trotz Sanktionen noch russische Lärche im Verkauf, geht das? Eine Argumentationshilfe

26.02.2025rss_feed

Trotz Sanktionen noch russische Lärche im Verkauf, geht das? Eine Argumentationshilfe

Kürzlich hatte ein NDR Magazin einen Bericht über noch im Verkauf befindliche Lärchenbestände ausgestrahlt. Entstanden sind die Recherchen bei mehreren Baumärkten und auch bei einigen GD Holz Mitgliedern. Der WWF kommentiert den Abverkauf als einfach nicht mehr plausibel. Wenn man die Hintergründe jedoch kennt, ist das falsch.


Die Sanktionen gegen russisches und belarussisches Holz bestehen seit April 2022, im Sanktionstext befindet sich eine Altvertragsregelung, aus der hervorgeht, dass bestehende Verträge und das sanktionierte Material noch bis Juli 2022 importiert werden durften. Der GD Holz hat mit verschiedenen Partnerverbänden und Anwälten damals eine Klärung erzielen können, was in diesem Kontext importiert heißt; und zwar muss das Holz aus sanktionsrechtlicher Sicht hierzu nicht komplett zollrechtlich abgefertigt worden sein, sondern es muss sich zum Stichtag in europäischen Hoheitsgewässern oder Hoheitsgebiet befinden. So ist es möglich, dass auch nach Auslaufen der Altvertragsregelung dann noch Zollabfertigungen stattfanden, wenn glaubhaft dargelegt wurde, dass es sich um Ware aus Altverträgen handelte.


Im Gespräch mit Importeuren, die vormals aus Russland importierten, wurde mehrfach bestätigt, dass die Importmengen im Rahmen der Altvertragsregelung signifikant waren. Hiermit konnten lagerhaltende Importeure eine große Pufferwirkung erzielen, bis sie sich personell und hinsichtlich der Substitutionsprodukte neu aufgestellt hatten.

Ein weiterer Aspekt, der zur Plausibilität der nach wie vor stattfindenden Abverkäufe beiträgt, ist die Trocknung. Oftmals, und insbesondere vor Wirksamwerden des vollen Sanktionsumfangs, wurden Lärchenbestände frisch bzw. ungetrocknet eingekauft. Diese Sortimente werden aber vor dem Weiterverkauf durch den Importeur in die Trocknung gegeben, nachdem sie je nach Stärke bereits 3-4 Monate an der Luft vorgetrocknet wurden. Die Trocknung selbst ist ein zeitaufwändiger Prozess, insbesondere bei großen Lagerbeständen frischer Ware, gering verfügbarer Trocknungskapazität in Deutschland und Dimensionen, die eine sorgsam langsame Trocknung erfordern.
Ein Beispiel: Ein Importeur hat mit Wirksamwerden der Sanktionen (Ende Altvertragsregelung Juli 2022) einen Lagerbestand von 10.000m³, die durchschnittliche Trocknungszeit bei Lärche liegt zwischen 3-4 Wochen, je nach Stärke und Holzfeuchte. Eine angenommene und durchschnittliche Trocknungskapazität von fünf Kammern liegt zwischen 400-600m³, was bedeutet, dass im Monat ca. 500m³ getrocknet werden können. Dieser eine Importeur bräuchte also rechnerisch 20 Monate und somit bis Februar 2024, um allein seine eigene Ware zu trocknen; im Anschluss erst folgt dann bei den meisten Querschnitten und Sortimenten die Bearbeitung wie Auftrennen oder Profilieren, um Produkte herzustellen, die kundenseitig nachgefragt werden. Und 10.000m³ sind nun wahrlich nicht die komplette Lagerkapazität der früheren Importeure von Lärche in Deutschland.


Was beim Abverkauf und somit der Erklärung, warum immer noch Lärche im Handel sein kann, ebenfalls mitbedacht werden muss, ist ein konjunkturell langsamer Abfluss von Holzprodukten - es ist kein Geheimnis, dass die Konjunktur und hier insbesondere die baunahen Sortimente in 2024 und 2023 zu kämpfen hatten. Auch der Terrassenmarkt als weiterer Absatzbereich für Dielen aus Lärche war nach Corona übersättigt. Beides sind weitere Gründe für nach wie vor existierende Restbestände.

Auf der Zeitachse betrachtet ist es durchaus möglich, dass sich noch Lärche aus der Altvertragsregelung im Handel befindet. Dass das AgroIsolab hierzu dann auch eine Herkunft Russland nachweist, muss nicht verwundern – im Gegenteil: es ist gut und für Importeure sehr nützlich, dass es diese Prüfinstrumente und Prüfinstitute gibt! Wenn der Holzexperte vom WWF hingegen den Abverkauf als einfach nicht mehr plausibel betitelt, schadet er nicht nur der Holzverwendung an sich und diskreditiert damit neben der Branche auch nachhaltige Holzprodukte, sondern vielleicht macht er sich damit auch selbst unglaubwürdig?

Seit vollem Wirksamwerden der Sanktionen hat der GD Holz mehrfach vor der Nutzung russischer und belarussischer Quellen und Angebote gewarnt, die in Konflikt oder unter Umgehung des Sanktionsregimes der EU stehen. Als Branchenverband tun wir dies auch weiterhin und kooperieren hierbei mit einer Vielzahl von Strafverfolgungsbehörden in der EU. Weiterhin weisen wir auf den (eigentlich selbsterklärenden) Umstand hin, dass am russischen Regime beteiligte Unternehmen und Personen auch während Friedensverhandlungen zunächst personae non gratae bleiben. (NOP)



Foto © Frenta Co Dreamstime.com

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