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Regelungen zu VOC – Wo geht die Reise hin?

22.09.2021rss_feed

Regelungen zu VOC – Wo geht die Reise hin?

Als nachhaltiger und nachwachsender Rohstoff wird Holz gerade nahezu wiederentdeckt, um klimaschädliche Rohstoffe zu ersetzen und Kohlenstoff zu binden. Auf der anderen Seite werden immer neue Anforderungen an Bauprodukte gestellt, die insbesondere ein Naturprodukt nicht immer erfüllen kann.


Die Diskussion um gesundes Bauen und flüchtige organische Bestandteile in Baustoffen, sog. VOC (volatile organic compounds), stellt ein Problem für Holzprodukte dar. Auf der anderen Seite wird die Frage aufgeworfen: Kann Natur denn schädlich sein? (Titel einer Broschüre des Informationsdienst Holz) und Innenraumluft-Messungen werden zunehmend zum Standard, z. B. bei öffentlichen Gebäuden oder Projekten mit Anforderungen an nachhaltiges Bauen. Seit 2019 müssen OSB und Spanplatten für die Verwendung im Bauwesen in Deutschland auf ihr Emissionsverhalten getestet werden. Das sind zusätzliche Anforderungen an europäisch geregeltes Produkt, die dem freien Handel entgegenstehen.

Es herrscht nach wie vor große Unsicherheit bei Planern und Architekten, wie zukünftige Anforderungen an Produkte aussehen und sichergestellt wird, ein gesundes und nachhaltiges Produkt einzusetzen, das keine Probleme bei Innenraumluft-Messungen bereitet.

 

Die Anforderungen der MVV TB sind nicht begründbar!

Die SWISS KRONO Group hat in Baden-Württemberg ein vielbeachtetes Urteil erstritten, welches zur Folge hatte, dass die betreffenden Regelungen in der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen Baden-Württemberg (VV-TB) als unzulässig bezeichnet und ausgesetzt wurden. Das war Ende 2020 (wir berichteten). Der gewünschte Effekt, dass nun weitere Bundesländer nachziehen, blieb aber mit wenigen Ausnahmen aus. Neben Nordrhein-Westfalen haben noch Thüringen und Hamburg entsprechende Regelungen, bzw. deren Vollziehung, ausgesetzt. Weitere Länder planen zu folgen – andere wie Hessen, Bayern und Berlin planen die Außerkraftsetzung explizit nicht.

Das Ergebnis ist ein unbefriedigender Flickenteppich, der unbedingt national, besser noch europäisch geregelt sein muss. Spannend bleibt, wie Bundesbehörden und DIBt auf das Urteil reagieren. Die klare Forderung ist hier: Aussetzung der nationalen Zusatzanforderungen an Holzprodukte und Regelung von Bauprodukten ausschließlich auf europäischer Ebene. Ferne müssen natürliche Holzemissionen neu bewertet und das Bewertungsverfahren angepasst werden.

 

Neue VOC-Studien zu Holz stellen Richtwerte in Frage

In jüngst beendeten Studien beschäftigten sich Wissenschaftler ausgiebig mit möglichen Gesundheitsfolgen durch Holzinhaltsstoffe. Die Untersuchungen bestärken bisherige Erkenntnisse, dass raumübliche Konzentrationen an Holzemissionen für den Menschen ungefährlich sind.

Die messbaren Holzinhaltsstoffe sorgen für den typischen, meist als angenehm empfundenen Geruch des Naturmaterials. Bei niedrigen Konzentrationen wurden sogar Hinweise auf gesundheitsfördernde Wirkungen gefunden. Die Forschungsvorhaben Gesundholz und HolnRaLu entlasten den Baustoff Holz und geben Hoffnung für eine ausgewogenere Betrachtung natürlicher Holzemissionen. Die Interpretation und Verwendung der Richtwerte in Bezug auf Holzprodukte sollte in Werkverträgen verändert werden. Mehr dazu können Sie im nächsten Holzhandel – das Magazin nachlesen oder auch auf u. g. Websites.

 

Wie geht es weiter?

Dass der konstruktiv bewährte und praktikable Baustoff OSB hier durch die Hintertür vor ein derartiges Problem gestellt wird, ist bedauerlich. GD Holz ist daher im intensiven Austausch mit anderen Verbänden wie dem Sägewerksverband (DeSH), dem Holzwerkstoff-Verband (VHI) sowie Holzbau Deutschland und dem DHWR. Die Holzverwendung und das Bauen mit Holz befinden sich auf einem sehr guten Weg, sich als klimafreundliche und regenerative Alternative gegenüber mineralischen oder fossilen Komponenten durchzusetzen. Dafür setzt sich der GD Holz ein und möchte derartige Hemmschwellen möglichst schnell beseitigen.

Wichtig wird, welche Vorgaben in Europa an die Innenraumluft erarbeitet werden, alle Ergebnisse zeigen, dass nicht das einzelne Produkt, sondern das Gebäude, inkl. Klima, Bewohnern und Lüftung betrachtet werden muss.

 

Weiterführende Informationen

Eine aufklärende Seite hat Holzbau Deutschland (Verband der Zimmerer) in Zusammenarbeit mit dem Informationsdienst Holz entworfen, die sich speziell mit dem Thema Wohngesundheit beschäftigt (siehe Weblinks). Darin können gute Argument pro Holz gefunden werden und Skepsis bei Planern, Architekten und Bauherren abgebaut werden.

Weitere Informationen gab es bereits in unseren Newsletter-Artikeln, die in unserem Mitglieder-Intranet eingesehen werden können.

Weblinks:

- Informationsseite Holz und Raumluft von Holzbau Deutschland und dem Informationsdienst Holz

- Studie HOMERA (Holz, Mensch, Raum) der TU München in Kooperation mit proHolz Bayern

- FAQ der Fachagentur nachwachsende Rohstoffe

 

(zel)


Foto: © bypaul - thinkstockphoto

Foto: © bypaul - thinkstockphoto