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Perspektivisch Einbruch der Rundholzproduktion: Thünen-Institut warnt vor EU-Plänen

24.08.2022rss_feed

Perspektivisch Einbruch der Rundholzproduktion: Thünen-Institut warnt vor EU-Plänen

Das Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg hat in der Fachzeitschrift Forests eine Studie publiziert, die anhand von zwei verschiedenen Szenarien berechnet, welche Konsequenzen ein verstärkter Verzicht auf die Holznutzung innerhalb der Europäischen Union im Rahmen der EU-Biodiversitätsstrategie (EU Biodiversity Strategy, EUBDS) haben könnte.


Ergebnisse und Inhalte

Laut den Ergebnissen der Studie, wäre beim Intensive Implementation Scenario (ISC) mit einem Rückgang der EU-Rundholzproduktion um 48 % auf 281 Mio. m³ gegenüber dem Referenzszenario (Status quo) in Höhe von 539 Mio. m³ zu rechnen. Ein Minus, das bis zum Jahr 2050 auf 58 % ansteigen könnte. 2017 wurden innerhalb der EU rund 474 Mio. m³ Rundholz produziert.

Als maßgeblichen Faktor der Entwicklung führen die Autoren den Entfall der Ernte von Bäumen an, deren Alter jenseits der üblichen Umtriebszeit liegt. In einem zweiten Szenario mit moderaten Verschärfungen, dem Moderate Implementation Scenario (MSC) würde die Rundholzproduktion um etwa 9 % im Jahr 2030 und um 11 % zur Mitte des Jahrhunderts fallen. Zur Modellierung der Rundholzproduktion wurden die Daten für Deutschland herangezogen, dem einzigen EU-Land, in dem bereits eine Folgenabschätzung für die EUBDS auf nationaler Ebene stattgefunden hat – unter anderem mit Daten der Bundes-Waldinventur und Modellen für die Zuwachsberechnung.

Die für Deutschland berechnete Entwicklung der Rundholzproduktion wurde dann auf die Waldflächen der EU hochskaliert. Da Deutschland gegenüber den meisten seiner EU-Partner bereits einen größeren Anteil unter Schutz stehender Flächen aufweist, werden die Auswirkungen einer europaweiten EUBDS-Implementierung durch das Skalieren der deutschen Daten tendenziell unterschätzt – die Autoren weisen in diesem Kontext darauf hin, dass ihr Ansatz als konservativ zu betrachten sei.


Holzindustrie kritisiert die Pläne

Holz-Branchenverbände haben die Studie des Thünen-Instituts zu den Folgen der EU-Biodiversitätsstrategie auf die Rundholzproduktion in Europa kommentiert. Der dramatische Rückgang des Holzeinschlags im Intensivszenario gehe einher mit drastischen Produktionsrückgängen bei Kernprodukten der EU-Holzindustrie, sagte z. B. Johannes Schwörer, Präsident des HDH (Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie) Wirtschaft und Umwelt in der Europäischen Union haben mit dramatischen Nachteilen schon in diesem Jahrzehnt zu rechnen, wenn die EU weitere Nutzungsbeschränkungen in den Wäldern durchsetzen sollte., so Schwörer weiter. Die in der Studie entworfenen Szenarien seien leider keine abstrakten Denkgebäude, sondern spielen sich ab vor dem Hintergrund konkreter politischer Pläne in Brüssel und Berlin. So sei in dem Intensivszenario mit einer Minderung der Erzeugung von industriellem Rundholz, um rund 50 % zu rechnen. In ähnlicher Größenordnung werde die Herstellung von Schnittholz und Zellstoff als Kernprodukte von Schlüsselbranchen schrumpfen. Noch stärker würde es die Bereitstellung von Brennholz für die bioenergetische Nutzung treffen. Mit einem Absinken des Produktionsniveaus auf rund 70 % des Referenzwertes hätte auch die Holzwerkstoffindustrie zu kämpfen.

Die Deutsche Holzwirtschaft, maßgeblich bedient durch den Holzhandel, setzt sich für eine nachhaltige und langfristige Versorgung mit dem Rohstoff Holz ein. In diesem Sinne wird ein integrativer Naturschutz in Kombination mit Waldbewirtschaftung befürwortet. Biodiversität im Wald funktioniert auch, ohne dass die Gesellschaft auf die nachhaltige Gewinnung der wertvollen Ressource Holz verzichten muss. Gleichzeitig zeigt die aktuelle Studie, welche Auswirkungen Nutzungsverbote auf die weltweiten Handelsströme haben: Importanteile könnten steigen, die einerseits neue Märkte eröffnen, aber auch neue Abhängigkeiten schaffen. (zel)


Weitere Informationen

Die gesamte Studie finden Sie unter:

www.mdpi.com/1999-4907/13/8/1225/htm


Foto: © Zarathustra – Fotolia.com

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