NGO-Bericht zu russischem Birkensperrholz
Die britische Nichtregierungsorganisation Earthsight hat vor Kurzem den Bericht Blood-stained Birch
veröffentlicht. In diesem beschreibt die NGO, dass trotz der seit Juli 2022 geltenden EU-Sanktionen gegen Russland und Belarus erhebliche Mengen an Birkensperrholz in die Europäische Union gelangen.
Der NGO zufolge wurden seit Inkrafttreten der Sanktionen Birkensperrholzlieferungen mit einem schätzungsweisen Wert von über 1,5 Mrd. Euro in die EU importiert,
Die Untersuchung zeigt, dass russische und belarussische Hersteller von Birkensperrholz ihre Produkte über Drittländer wie China, Kasachstan und die Türkei in die EU schmuggeln. Dabei werden die Waren umetikettiert oder es werden falsche Ursprungsangaben gemacht, um die Sanktionen zu umgehen. Bemerkenswert ist, dass Produkte von sieben der zehn größten russischen Birkensperrholzherstellern weiterhin in der EU erhältlich sind. Darunter befinden sich Unternehmen, die mit Oligarchen verbunden sind, die enge Beziehungen zum Kreml pflegen.
Unternehmen in China, Kasachstan und der Türkei gaben dem Bericht zufolge in verdeckten Gesprächen mit Earthsight zu, sanktioniertes russisches Holz in die EU zu schleusen. Zu den Abnehmern dieses Birkensperrholzes zählen unter anderem ein großer Hersteller von Kletterwänden, sowie ein Unternehmen, dessen Produkte bei einer führenden polnischen Möbelkette erhältlich sind. Obwohl keine direkten Beweise vorliegen, dass diese europäischen Käufer bewusst gegen Sanktionen verstoßen oder sich der Herkunft des von ihnen bezogenen Sperrholzes bewusst sind, zeigte die Untersuchung, dass andere EU-Firmen scheinbar wohl über die Herkunft des Birkensperrholzes in ihren Lieferketten Bescheid wissen.
Die Recherchen von Earthsight legen nahe, dass illegales Birkensperrholz in alle EU-Mitgliedstaaten gelangt ist. Die größten Importeure sind derzeit Polen, Italien, Deutschland, Spanien, Portugal, Estland und Griechenland. Die Bemühungen zur Durchsetzung der Sanktionen im Holzsektor sind bislang unkoordiniert und ineffektiv, was es Schmugglern erleichtert, ihre Aktivitäten fortzusetzen. Earthsight fordert daher dringende und koordinierte Maßnahmen der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten, um diesen illegalen Handel zu stoppen. Insbesondere Polen, als größter Importeur von in Frage stehendem Birkensperrholz, solle seine derzeitige EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um eine Führungsrolle in diesem Prozess zu übernehmen.
Für Holzhandelsunternehmen in Deutschland und der gesamten EU ist es essenziell, die Herkunft ihrer Holzprodukte sorgfältig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie nicht unwissentlich gegen Sanktionen verstoßen oder illegales Holz in Umlauf bringen. Eine transparente und rückverfolgbare Lieferkette ist dabei von größter Bedeutung, um sowohl rechtliche Risiken zu minimieren als auch ethischen und ökologischen Standards gerecht zu werden.
Der Europäische Holzhandelsverband ETTF setzt sich in allen dem Verband angeschlossenen Mitgliedsstaaten und in Brüssel für eine Verschärfung der Russlandsanktionen ein, damit in Russland geerntetes Holz auch bei einer Verarbeitung in einem Drittland, die zu einem zollrechtlich neuen Ursprung führt, auch unter das Sanktionsregime fällt. So können für alle Marktteilnehmer einheitliche und somit klare Regelungen erreicht werden, was wiederum auch die Marktüberwachung der zuständigen Behörden erleichtern und deren Kontrolleffizienz erhöhen würde. Unter EUTR-Gesichtspunkten ist die Einfuhr von in Russland geerntetem Holz in die EU seit April 2022 ohnehin untersagt, ungeachtet einer eventuellen Weiterverarbeitung des Holzes in einem Drittland, da bei der EUTR das Land des Holzeinschlags maßgeblich ist. Damit reagierte die FLEGT-Expert Group auf den Angriff Russlands auf die Ukraine.
Der vollständige Bericht Blood-stained Birch
von Earthsight kann unter folgendem Link abgerufen werden: www.earthsight.org.uk/blood-stained-birch
(Quelle: www.earthsight.org.uk/blood-stained-birch) (js)
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