Der Duft des Holzes
Das Thünen Institut für Holzforschung hat gemeinsam mit dem Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung das Projekt Wood for Good
abgeschlossen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich flüchtige organische Verbindungen (VOCs) verschiedener Holzarten auf Wahrnehmung, Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass Holzgerüche das Befinden messbar beeinflussen. Während Vollholzprodukte im Durchschnitt positiver wahrgenommen werden als Holzwerkstoffe, spielen Kontext und Vorinformationen eine große Rolle. Messungen durch das Elektroenzephalogramm belegen, dass visuelle Eindrücke die Geruchsverarbeitung verstärken oder stören können.
Gesundheitsgefährdende Effekte durch typische Konzentrationen, insbesondere von Terpenen, konnten nicht nachgewiesen werden. Physiologische Daten deuten vielmehr auf milde Entspannungseffekte hin.
Holzgerüche werden unterschiedlich wahrgenommen und bewertet
Manchmal reicht schon eine simple Holzverkleidung und die Wahrnehmung ändert sich: Menschen nehmen den Geruch von Holz als angenehmer wahr, wenn sie es gleichzeitig sehen. Das haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Holzforschung und des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung in Dortmund (IfADo) in gemeinsamen Studien herausgefunden. Sie führten unter anderem standardisierte Riechtests durch. Dabei hat sich gezeigt: Holzgerüche werden positiver bewertet, wenn gleichzeitig eine passende Abbildung der zugehörigen Holzart gezeigt wird. Am angenehmsten empfanden die Testpersonen dabei den Duft von Kiefernholz, das einen hohen Terpengehalt hat. Fehlte das Bild, fiel es den Teilnehmenden schwerer, den Geruch einzuordnen – was die Bewertung zumindest bei Vollholz verschlechterte.
Geruchsbewertungen hängen sehr vom Kontext ab. Visuelle Eindrücke beeinflussen, wie der Duft von Holz wahrgenommen wird. Selbst die bloße Kenntnis der Geruchsquelle verändert die Wahrnehmung. Relevant seien diese Erkenntnisse insbesondere für die Bewertung und den Einsatz von Holz als Baustoff in Wohnräumen, so die Wissenschaftler.
Holz ist ein nachhaltiger Baustoff – mit Geruch
Holz als Baustoff liegt im Trend. Es gilt als klimaschonend und schafft eine wohnliche Atmosphäre. Dabei bringt Holz stets einen Eigengeruch mit sich: Ursache sind sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOC), die in den Materialien enthalten sind. Einige dieser Stoffe können zumindest in hohen Konzentrationen gesundheitsschädlich sein – viele sind es jedoch nicht. Ein kräftiger und ungewohnter Geruch etwa bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt gesundheitsschädlich ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie Gerüche von Holzprodukten insbesondere in Prüfverfahren objektiv bewertet werden können.
Geruch allein ist kein objektiver Qualitätsmaßstab
Einige Normen oder Zertifizierungen wie Umweltsiegel sehen Geruchsprüfungen vor. Durch diese soll die Wirkung von Baumaterialien auf die Raumluft beurteilt werden. Angesichts der Studienergebnisse raten die Forschenden zur Vorsicht: Da Gerüche nur selten ohne gleichzeitige visuelle Reize richtig verarbeitet werden, sind solche Verfahren störanfällig, etwa durch die Gestaltung des Prüfsettings. Wenn die Qualität der Raumluft gesundheitlich beurteilt wird, ist eher die tatsächlich gemessene Konzentration von VOC maßgeblich, nicht das subjektive Geruchsempfinden.
Gestaltungsempfehlung: Holz sichtbar machen
Die Studien enthalten dementsprechend konkrete Hinweise für Planende und Bauverantwortliche. Ein Beispiel: Wird in einem Gebäude Holz verbaut, ist es durchaus sinnvoll, es auch sichtbar zu machen. Das können freiliegende Deckenbalken ebenso sein wie Holzverkleidungen. Denn wenn Menschen das Material positiv wahrnehmen, bewerten sie auch die Raumluft besser.
Weitere Informationen
www.thuenen.de/de/newsroom/detail/der-duft-des-holzes
(zel)
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