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Ist der Begriff „Rauspund“ noch zeitgemäß?

17.11.2021rss_feed

Ist der Begriff Rauspund noch zeitgemäß?

Der Begriff 'Rauspund' wird schon seit vielen Jahren weit über seine ursprüngliche Begriffsbedeutung hinaus verwendet, bezieht er sich doch eigentlich auf ein ungehobeltes, raues Brett mit angearbeiteter Nut und Feder. Viele der als Rauspund angebotenen Waren sind Hobeldielen geringerer Güteklasse.


Zunächst einmal die Klarstellung, dass Rauspund, seitdem das Wort rau ohne h geschrieben wird, ebenfalls ohne dieses geschrieben wird. Das hat die Rechtschreibreform 1996 ergeben. Allgemeine Begriffsdefinitionen beschreiben Rauspund wie folgt:

  • egalisierte Bretter mit einer Holzfeuchte u ≤ 20 %, die schmalseitig gespundet sind, soweit nicht anders vereinbart, mit Nut und Feder DIN 68365 (2008) Schnittholz für Zimmererarbeiten – Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz
  • Allgemein ein raues (ungehobeltes) prismiertes Brett, dessen Kanten gespundet, d. h. i. d. R. mit Nut-Feder-Verbindung versehen sind; in der Praxis ist meist mit einer Hobelmaschine eine Brettfläche abgerichtet bzw. egalisiert. Holzlexikon (2003)

 

Unterschiedliche Qualitäten von Rauspund

Rauspund nach DIN 68365 (Dez. 2008) definiert eine eigene Güteklasse Rauspund mit einer maximalen Holzfeuchte von ≤20 %. Die Kriterien sind hier etwas strenger als für den Rauspund nach TG. Im Streitfall – sollte kein Bezug auf weitergehende Dokumente erfolgt sein – ist dies als Standarddefinition heranzuziehen.

Rauspund nach TG, wie er traditionell meist von kleineren Sägewerken erzeugt wird, ist die niedrigste und eine eigene Qualitätsklasse Rauspund hinter den Güteklassen I, II und III in den Tegernseer Gebräuchen. Es ist ein sägeraues, früher ungehobeltes, heute meist einseitig gehobeltes, zumindest egalisiertes Brett mit Nut und Feder; Rauspund gibt es z. B. auch mit Wechselfalz. Die Oberflächen-Qualität (nur egalisiert) ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Nordischen Rauspund. Rauspund findet Verwendung als Dachschalung, Blindböden und sonstige untergeordnete Zwecke. Da diese Definition im Widerspruch zum Zimmerer-Rauspund steht, wird aktuell diskutiert, welche Definition der Rauspund in den TG zukünftig erhalten wird (siehe Kommentar).

Nordischer Rauspund wird erzeugt aus VI (Sexta) und besser, also Ausschuss und besser. Die Sortierregeln sind niedergelegt im Buch Nordisches Holz – Sortierungsregeln (vormals als grünes oder blaues Buch bekannt). Im Gegensatz zum Rauspund nach TG ist die Sichtseite glatt gehobelt.

Baumarkt-Rauspund Bei der von manchen Baumärkten unter dem holzfachlich und holzwirtschaftlich falschen und wettbewerbswidrigen Namen Rauspund angebotenen Hobelwaren handelt es sich um Hobeldielen unterhalb der in den Normen zur Hobelware (z. B. DIN EN 14519) definierten Güteklassen; im Prinzip sind das Werkssortierungen oder nach Norm freie Klassen. Teilweise gibt es auch Angebote mit der Angabe von zusätzlichen Güteklassen, was sämtlich undefinierte Bezeichnungen sind und zu weiterer Unsicherheit auf dem Markt führt.

 

GD Holz vertritt den Standpunkt, die Holzwirtschaft sollte in diesem Zusammenhang klar die Begriffe auseinanderhalten – damit der Kunde versteht, was draufsteht und was drin ist. Dies wird auch versucht in den aktuellen Verhandlungen zum Thema in der Neufassung der Tegernseer Gebräuche mit einzubringen.

Im Anhang finden Sie noch einen etwas älteren Kommentar aus dem Holz-Zentralblatt von Herrn W. Schumacher, der bereits vor über 10 Jahren die Abschaffung des Begriffs eingefordert hat. (zel)


Foto: © tfoxfoto - thinkstock

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