High-Tech trifft Nachhaltigkeit – Frühjahrstreffen der AG Holz-Sachverständige
Höchst interessant und abwechslungsreich gestaltete sich das Frühjahrstreffen der Arbeitsgemeinschaft Holz-Sachverständige im GD Holz. Die Tagung fand in der Schweiz statt – neben der Firma Balteschwiler in Laufenburg (CH) wurden spannende Holzgebäude und Fertigungsstraßen besucht.
Der Arbeitskreis Holz-Sachverständige im GD Holz ist eine fest etablierte Institution im Verband, die jährlich zwei Treffen abhält. Die AG dient dem Verband zum Austausch zu technischen Fragestellungen. In strittigen Fällen können so Sachverständige vermittelt werden, zudem können aktuelle Fälle diskutiert werden und gemeinsam Positionen erarbeitet werden.
Bei der Ortswahl der Tagungen wird versucht, neben einem Tagungsraum auch einen Ort zu finden, an dem neue Produkte, aktuelle Forschung oder sonstige relevante Aspekte für die Arbeit der Sachverständigen besucht werden können, um damit eine Weiterbildung zu ermöglichen.
Der Kreis setzt sich aus Sachverständigen verschiedener Sachgebiete zusammen, um damit ein möglichst breites Spektrum an Themen abdecken zu können. So gibt es Experten zur Sortierung, Sägewerkstechnik, Hobelware, Holzwerkstoffe, Innenausbau, Holzschutz und Holz im Außenbereich. Auf den Tagungen werden gemeinsame Projekte weiterentwickelt und aktuelle Themen der Branche erörtert.
Besichtigungen im Großraum Basel
Vor der eigentlichen Tagung bei der Firma Balteschwiler in Laufenburg am Rhein gab es die Möglichkeit, zwei interessante Holzprojekte bei Basel zu besichtigen.
Das erste war die Baustelle Hortus in Allschwil, wo derzeit ein besonders nachhaltiges Holzgebäude auf 5 Etagen entsteht – selbst Aufzugsschächte und Treppenhäuser sind aus massiven Brettsperrholz-Elementen. Für die Aussteifung in den offenen Räumen sorgen üppig dimensionierte Vollholz-Balken aus Buche (siehe Foto). ). Besonders waren die Deckenelemente mit Lehm-Stampf-Füllungen, die in einer Feldfabrik vor Ort aus dem vorhandenen Aushub gefertigt wurden. Das Gebäude hat rund 12 000 m2 Nutzfläche für die ca. 3 000 t Lehmmischung und 3 000 m3 Holz verbaut wurden.
Das Gebäude soll demontierbar und zersetzbar sein. Die Energieversorgung wird über die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und an der Fassade gewährleistet. Die aufgewendete graue Bauenergie wird innerhalb von 30 Jahren kompensiert. Ab dann wird das Gebäude Energie positiv und produziert mehr Energie als es verbraucht.
Weitere Infos:
- www.blumer-lehmann.com/bauprojekte-realisieren/bauen/holzelementbau-und-tragwerke/hortus.html
- www.hochparterre.ch/nachrichten/themenfokus/vom-zelt-auf-die-baustelle
Auf dem Weg nach Laufenburg wurde noch das frisch renovierte Naturbad in Riehen besichtigt. Hier wurde 2014 eine große Fläche rund um den Badebereich mit Lärchenholz ausgestattet, was zu Problemen mit Absplitterungen bei der Barfuß-Begehung führte. Zudem gab es aufgrund konstruktiver Mängel frühzeitig Ausfälle einzelner Dielen. So wurde die Fläche nach ca. 7 Jahren runderneuert und als Material Kebony eingesetzt. Wunsch der Bauherren war es, weiterhin Holz einzusetzen, aber aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Lärchenholz, griff man nun auf ein modifiziertes Holzprodukte zurück.
Tagung in Laufenburg, Fa. Balteschwiler
Am zweiten Tag stand die Besichtigung der Firma Balteschwiler und die Tagung der Sachverständigen auf dem Programm. Balteschwiler hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem klassischen Holzhändler und Hobelwerk hin zu einem Dienstleister und Lieferanten für Holzbauunternehmen entwickelt. Die Firma ist direkt an vielen Projekten beteiligt und arbeitet eng mit Planern und Architekten der jeweiligen Bauvorhaben zusammen. Oft werden auch Projekte für den deutschen Markt realisiert. Im neuen Bearbeitungszentrum können bis zu 25 m lange Vollholz-Bauteile bearbeitet werden. Aufgrund hoher Personalkosten wird in der Schweiz auf eine hohe Vorfertigung besonders viel Wert gelegt.
Am Nachmittag wurde die interne Tagung der Sachverständigen abgehalten, in der Erfahrungen mit Fassaden aus Thermoholz über viele Jahre präsentiert wurden. Es gab zudem Neuigkeiten zur Feststellung und Erkennung von Insektenbefall an Holz und die Vorstellung verschiedener Projekte, wie die Planung von Holzfassaden bei mehrgeschossigen Gewerbebauten und die Festigkeitssortierung von tropischem Laubholz.
Abschluss der Tagung bei der Firma Erne in Stein am Rhein (CH)
Zum Abschluss wurde am Samstagvormittag das neue Bürogebäude der Firma Erne in Stein, CH, besichtigt. Die Firma ist eine der größten Baufirmen der Schweiz und hat eine große eigene Holzbausparte, deren neuer Hauptsitz – natürlich in einem Bürogebäude aus Holz – besichtigt t werden konnte. Auch hier wurde mit Holzstützen aus Buchenholz sowie Holz-Beton-Verbunddecken gearbeitet. Für die Sichtwände, Treppenhauswände und Nasszellen wurde Stampflehm aus eigenem Aushub verwendet, der direkt vor Ort mit Robotern gestampft wurde. Der Boden im Erdgeschoss ist aus Recyclingbeton.
Neben dem neuen Bürogebäude konnte auch die Fertigung von Holzbaumodulen besichtigt werden, wo in großen Hallen ganze Module in Containergröße hergestellt werden, die auf den Baustellen zusammengesetzt werden können. Die Fassadenelemente hierfür werden durch Roboter zusammengesetzt. Alles in allem war auch dies eine hochmoderne und weit automatisierte Fertigung, wie sie von der Automobilindustrie bekannt ist und nun im Holzbau Einzug erhält.
Weitere Infos:
- www.baudokumentation.ch/projekt/innovationszentrum-erne-holzbau/1023121
Im November 2024 plant die Arbeitsgemeinschaft die nächste Tagung und wird das Holzindustrie-Cluster in Wismar besuchen. (zel)
Kommentare