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Herzfreier Einschnitt – was heißt das genau?

01.09.2021rss_feed

Herzfreier Einschnitt – was heißt das genau?

Für höherwertige Qualitäten von Nadelschnittholz und Hobelware wird die Markröhre herausgeschnitten – dies kann über verschiedene Einschnittarten stattfinden. Die verschiedenen Qualitäten und Definitionen möchten wir hier darstellen.


Einschnittarten

Beim Einschnitt von Rundholz (i. d. R. Nadelholz) für Bauschnittholz oder Hobelware ist der Umgang mit dem Kern (bzw. der Markröhre) von großer Bedeutung: Bauholz in größeren Dimension reißt nach der Trocknung. Bei einstieligem Einschnitt, d. h., wenn das Herz mittig im Balken sitzt, kann sich ein großer Herzriss bilden (siehe Grafik). Dieser Riss führt oft zu Reklamationen – er wird daher oft gezielt im Voraus herausgeschnitten. Die üblichsten Einschnittarten sind in der Grafik (s. u.) gezeigt.

Oft wird in der Praxis auch von herzgetrenntem Holz gesprochen, das entspricht dem Einschnitt b) in der Grafik. Der herzgetrennte Einschnitt ist aber bei weitem nicht kernfrei, da kein Stamm absolut gerade ist und durch die konische Form des Stammes das Herz bzw. die Markröhre immer außermittig verlaufen kann.

Um die Rissgefahr weiter zu minimieren, wird für höherwertige Qualitäten ein sog. herzfreier Einschnitt vereinbart – dafür wird wie in c) gezeigt, eine ca. 40-50 mm starke Herzbohle herausgetrennt. Aber auch hier: Selbst die Herausnahme der Herzbohle garantiert nicht, dass die weiteren Bohlen zu 100 % frei von der Markröhre sind. Auch hier kann ein asymmetrischer oder exzentrischer Verlauf der Markröhre dazu führen, dass die Markröhre beim Einschnitt gestreift wird und zu sehen ist.

 

Holzqualitäten

Wenn eine bestimmte Qualität vereinbart ist, sollte allen Beteiligten klar sein, dass herzfreier Einschnitt eben nicht frei von Markröhre bedeutet. Wenn wirklich eine Qualität gefordert ist, die keinerlei Markröhre zeigt, muss entweder nachsortiert werden oder bauseitig so gearbeitet werden, dass zumindest die Sicht- bzw. Wetterseite keine Markröhre zeigt.

Idealerweise wird in der Lieferdokumentation auf diesen Umstand hingewiesen, heißt, eine Definition von herzfrei oder herzfreiem Einschnitt gegeben.

Für Brettschichtholz zum Beispiel gibt es über die bekannte Sicht-Qualität hinaus noch eine Auslese-Qualität, die an der Sichtfläche sichtbar verbleibender Decklamellen austretende Markröhre als unzulässig definiert.

Angaben zum Vorkommen von Markröhre machen auch die Vorgaben für Hobelware nach VEH (Verband der Europäischen Hobelindustrie), dort ist das Vorkommen von Markröhre in der A-Qualität zulässig, aber auf max. 15 % der Ware und dort an der Sichtfläche bis max. 30 % der Brettlänge und max. 5 mm Breite zulässig.

Für KVH ist auch in der Sicht-Qualität das Vorkommen der Markröhre zulässig; wird zusätzlich ein herzfreier Einschnitt vereinbart, sollte der Hinweis nicht fehlen, dass dies nur heißt im Prinzip frei von Markröhre. (zel)


Foto: © GD Holz

Foto: © GD Holz

Foto im Teaser: © Pixelprof - istock