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Gebrauchsklasse, Nutzungsklasse, Dauerhaftigkeitsklasse – Wie war das noch mal?

18.01.2023rss_feed

Gebrauchsklasse, Nutzungsklasse, Dauerhaftigkeitsklasse – Wie war das noch mal?

Für die Auswahl einer geeigneten Holzart, Konstruktion und Holzschutzmaßnahme (konstruktiv/ chemisch) sind einige Faktoren zu beachten. Eine grobe Einteilung geben verschiedene normativ geregelte Klassen, in die Konstruktion und Material eingestuft werden können. Dieser Artikel gibt eine Übersicht zu Zusammenhängen zwischen Nutzungs-, Gebrauchs- und Dauerhaftigkeitsklasse.


 

Wie feucht wird das verbaute Material im Gebrauchszustand?

Dies ist eine essenzielle Frage für jeglichen Einsatz von Holz und Holzwerkstoffen, da Festigkeitseigenschaften bei steigender Materialfeuchte abnehmen. Daher muss bei einer statischen Bemessung, wenn mit einer dauerhaft erhöhten Holzfeuchte am Verwendungsort zu rechnen ist, stärker dimensioniert werden.

Dem liegt das System der Nutzungsklassen nach EN 1995-1-1 (Eurocode 5) zugrunde, welches wichtig ist für die Zuordnung von Festigkeitswerten und zur Berechnung von Verformungen unter festgelegten Umgebungsbedingungen.

 

 

Folgende Nutzungsklassen sind definiert:


  • Nutzungsklasse 1 (trockener Bereich): gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen je Jahr einen Wert von 65 % übersteigt, z. B. in allseitig geschlossenen und beheizten Bauwerken. Die Holzausgleichsfeuchten liegen zwischen 5 % und 15 %

  • Nutzungsklasse 2 (feuchter Bereich) ist gekennzeichnet durch einen Feuchtegehalt in den Baustoffen, der einer Temperatur von 20 °C und einer relativen Luftfeuchte der umgebenden Luft entspricht, die nur für einige Wochen je Jahr einen Wert von 85 % übersteigt, z. B. bei überdachten offenen Bauwerken. Die Holzausgleichsfeuchten liegen zwischen 10 % und 20 %.

  • Nutzungsklasse 3 erfasst Klimabedingungen, die zu höheren Feuchtegehalten als in Nutzungsklasse 2 führen, z. B. für Konstruktionen, die der Witterung ausgesetzt sind. Die Holzausgleichsfeuchten können deutlich über 20 % liegen.

 

 

Wo wird das Holz verwendet und wie wird es (konstruktiv) geschützt?

Die Norm EN 335 gibt allgemeine Definitionen von Gebrauchsklassen für unterschiedliche Nutzungssituationen. Es werden insgesamt fünf Gebrauchsklassen festgelegt, welche verschiedene Nutzungssituationen repräsentieren, denen Holz und Holzprodukte ausgesetzt sein können.

 

 

Folgende Gebrauchsklassen sind definiert:


 

  • Gebrauchsklasse 1 (GK 1): Situationen, in denen sich das Holz oder Holzprodukt im Innenbereich befindet und nicht der Witterung und keiner Befeuchtung ausgesetzt ist.

 

  • Gebrauchsklasse 2 (GK 2): Situationen, in denen sich das Holz oder Holzprodukt unter Dach befindet und nicht der Witterung (insbesondere Regen und Schlagregen) ausgesetzt ist, in denen es aber zu gelegentlicher, aber nicht andauernder Befeuchtung kommen kann. In dieser Gebrauchsklasse kann Kondensation von Wasser an der Oberfläche des Holzes und der Holzprodukte auftreten.

 

  • Gebrauchsklasse 3 (GK 3): Allgemeine Situationen, in denen sich das Holz oder Holzprodukt über dem Erdboden befindet und der Witterung (insbesondere Regen) ausgesetzt ist. In der GK 3 gibt es folgende Unterklassen:

 

  • Unterklasse 3.1 (GK 3.1): In dieser Situation werden das Holz und die Holzprodukte nicht längere Zeit nass bleiben. Das Wasser wird sich nicht ansammeln.

 

  • Unterklasse 3.2 (GK 3.2): In dieser Situation werden das Holz und die Holzprodukte längere Zeit nass bleiben. Das Wasser könnte sich ansammeln.

 

  • Gebrauchsklasse 4 (GK 4): Eine Situation, in der das Holz oder Holzprodukt direkten Erdkontakt oder direkten Kontakt mit Süßwasser hat.

 

  • Gebrauchsklasse 5 (GK 5): Eine Situation, in der das Holz oder Holzprodukt dauerhaft oder regelmäßig in Salzwasser (d. h. Meerwasser und Brackwasser) eingetaucht ist.

Zuordnung von Holzbauteilen zu Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1

Zuordnung von Holzbauteilen zu Gebrauchsklassen nach DIN 68800-1

 

Zu beachten ist an dieser Stelle, dass die deutsche Norm für den Holzschutz, DIN 68800, noch eine weitere Klasse definiert. Das ist die Gebrauchsklasse 0 (GK 0)

Diese ist definiert als Gebrauchsklasse, in der das Befalls- und Schadensrisiko vermieden oder vernachlässigbar wird bzw. in der durch Maßnahmen nach DIN 68800-2 (konstruktiver Holzschutz) keine Notwendigkeit für Maßnahmen nach DIN 68800-3 (chemischer Holzschutz) zum Schutz des Holzes vorliegt. Diese Gebrauchsklasse wird auch in den Fachregeln des Zimmererhandwerks oft herangezogen, um durch bestimmte bauliche Maßnahmen einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten und weniger dauerhafte Holzarten einsetzen zu können.


 

Die Gebrauchsklassen 4 und 5 stellen besondere Verwendungen dar, welche sehr hohe Ansprüche an auszuwählendes Material und Konstruktion stellen. Für die Verwendung von Holz im Außenbereich sind die GK 0, 2 und 3 die am häufigsten anzutreffenden Fälle. Insbesondere GK 3.1 oder 3.2 sind üblicherweise bei frei bewitterten Terrassendielen oder Holzfassaden anzutreffen.


Wahl der richtigen Holzart bzw. Schutzmaßnahme


 

Wenn Nutzungs- und Gebrauchsklassen bekannt sind, spielt in der Folge die Kombination aus gewählter Holzart und der bestmöglichen konstruktiven Schutzmaßnahme eine entscheidende Rolle. Alle Holzarten selbst, haben eine natürliche (biologische) Dauerhaftigkeit. Diese wird über die Dauerhaftigkeitsklasse (durability class; DC) bestimmt. Sie reichen von 1 (sehr dauerhaft) bis 5 (nicht dauerhaft). Die Prüfverfahren zur Bestimmung der Dauerhaftigkeit sind in EN 350 geregelt. Zudem gibt diese Norm die Dauerhaftigkeitsklassen vieler Holzarten an.


 

Wichtig ist bei diesen Überlegungen auch, wie lange mein Bauteil halten soll, heißt wie lange plane ich die Gebrauchsdauer, zu der auch Pflege und Wartung mit einbezogen werden müssen. Eine niedrige Gebrauchsklasse, z. B. 0 oder 1 verbunden mit einem dauerhaften Holz erhöht die Gebrauchsdauern. Andersherum können mäßig bis wenig dauerhafte Holzarten (DC 3–4 wie z. B. Lärche, Douglasie) bei Einsatz in höheren Gebrauchsklassen wie GK 3.2 vor allem dann zu vorzeitigen Ausfällen führen, wenn weitere Aspekte wie konstruktiver Holzschutz bei der Montage, oder Reinigung und Wartung fehlen bzw. ausbleiben.


Weitere Informationen dazu liefert unsere Website Holzvomfach: www.holzvomfach.de/holzprodukte/terrassendielen/dauerhaftigkeitsklassen oder auch die neue GD Holz Broschüre Terrassen- und Balkonbeläge (5. Aufl., Juli 2020). (Zel)


Foto: © istock - 835148928 - 1

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