Ergebnisse Koalitionsausschuss und angekündigter Wohnungsbau-Turbo
: Kommt die Wirtschaft nun endlich wieder in Schwung?
Die neuesten Zahlen des Statistisches Bundesamtes im Baubereich für 2024 lesen sich mehr als ernüchternd: Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 251.900 Wohnungen gebaut, das sind 42.500 Wohnungen weniger als im Vorjahr (- 14,4%). 29.000 Baugenehmigungen erloschen, das ist der höchste Wert seit 2002 und ein Anstieg um rund ein Viertel gegenüber den Vorjahren. Gleichzeitig verlängerte sich die durchschnittliche Dauer zwischen Baugenehmigung und Fertigstellung eines Wohngebäudes seit 2020 um mittlerweile 6 Monate.
Die Bauwirtschaft ist ein wichtiger Motor für die heimische Wirtschaft mit ihren nachgelagerten Wertschöpfungsketten - im Speziellen dem Holzbau und im Allgemeinen der Holzwirtschaft. Rund zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind Bauinvestitionen.
Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz (CDU) ist angetreten, die Situation für die deutschen Unternehmen zu verbessern und die Wirtschaft anzukurbeln. Dazu tagte der erste Koalitionsausschuss am 30. Mai 2025. Man einigte sich auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket für die Wirtschaft, das bis zur Sommerpause umgesetzt werden soll. Dabei wurde besonders Wert auf hohes Tempo und konkrete Umsetzungsschritte gelegt.
Die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur, steuerliche Entlastungen wie Sonderabschreibungen sowie die schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer (auf 10 % bis 2032), Förderung von Investitionen durch den sogenannten Investitionsbooster
sowie Planungssicherheit für Unternehmen durch klare steuerpolitische Signale sind zu begrüßen.
Es bleibt aber auch die Skepsis, ob die Maßnahmen in der Praxis die gewünschte Wirkung entfalten. Viele Unternehmen hätten sich z.B. eine sofortige Senkung der Körperschaftsteuer gewünscht, nicht erst ab 2028. Der Finanzierungsvorbehalt der Maßnahmen (geschätzt 17 Milliarden Euro bis 2029) sorgt für Unsicherheit, da dies stark vom künftigen Wirtschaftswachstum abhängt. Nicht zuletzt halten viele Unternehmen die Entlastungen bei den Energiepreisen (z. B. Senkung der Stromsteuer) für nicht ausreichend, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Die Beschlüsse lassen jedoch eine gewisse Aufbruchstimmung zu, denn sie bieten wichtige Impulse für Investitionen und Standortattraktivität, die Umsetzung muss nun aber schnell und die Finanzierung verlässlich gestaltet sein.
Die eingangs erwähnte schlechte Entwicklung in der Bauwirtschaft will die neue Regierung ideologiefrei und technikoffen forcieren. Verena Hubertz (SPD), die neue Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen kündigte am 15. Mai 2025 bei ihrer Eingangsrede im Deutschen Bundestag an, den Wohnungsbau mit einem Bau-Turbo
anzukurbeln. Explizit benannte sie dabei den Holzbau: Ich will, dass wir mehr bauen, und ich will, dass wir preiswerter und nachhaltiger bauen. Und wenn wir über nachhaltiges Bauen reden, dann bedeutet das für mich unter anderem, aus dem waldreichsten Bundesland, Rheinland-Pfalz, kommend, auch: Bauen mit Holz.
Dies lässt hoffen.
Die Grundsätze ihrer Politik fasste Hubertz in den drei Begriffen Tempo, Technologie und Toleranz zusammen. Tempo bedeute, dass Genehmigungsverfahren nicht länger als der Bau dauern dürften. Bei der Technologie sprach sich die Ministerin für serielles Bauen, die Nutzung von 3D-Druck und für die Verwendung von Holz auch im Hochhausbau aus, es müsse in großem Umfang unter Einbringung von Toleranz zur akzeptierten Ausweisung von Bauland, zu Aufstockungen und Nachverdichtungen kommen. In den ersten 100 Tagen soll ein Wohnungsbau-Turbo
u.a. die Kommunen in die Lage versetzen, Bauprojekte schneller durchzusetzen.
Für den Holzbau müssen aber noch einige Schritte weitergedacht werden, damit das Bauen mit Holz sein wirkliches Potential entfalten kann: So sollte die Klimaschutzleistung des Holzbaus im Emissionszertifikate-Handel berücksichtigt werden. Ebenso braucht es jetzt weniger bürokratische Hürden für den Holzbau, damit die Holzbauinitiative des Bundes weiter erfolgreich ausgebaut werden kann und der Branche zugutekommt. (tl)
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