Delphi-Studie zur Zukunft der Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland bis 2040
Die Delphi-Studie zur Entwicklung der deutschen Forst- und Holzwirtschaft bis 2040, durchgeführt von Knauf Consulting bietet umfassende Einblicke in zukünftige Herausforderungen und Potenziale der Branche. Die zweistufige Befragung, die zwischen Mai 2023 und Januar 2024 stattfand, umfasste 191 Experten, die sich zur Entwicklung von Wald, Rohholz und Holzbau äußerten. GD Holz war mit beteiligt.
Wald und Rohholz
Nadelholz
Die Studie zeigt, dass der Klimawandel die Nadelholzversorgung erheblich beeinflussen wird. Experten sehen das Produktionsrisiko durch erhöhte Kalamitäten wie Stürme und Borkenkäferbefall sowie durch die Notwendigkeit einer verstärkten regionalen Rohstoffversorgung gefährdet. Eine ausreichende Versorgung mit Nadelholz ist bis 2040 durch Sondernutzungen weitgehend sichergestellt; danach wird jedoch ein Rückgang des Nadelholzaufkommens erwartet. Anpassungen, wie die Verkürzung der Umtriebszeiten, werden als mögliche Maßnahmen zur Minderung des Produktionsrisikos betrachtet.
Laubholz
Die Nutzung von Laubholz wird als bedeutende Alternative betrachtet. Größere Potenziale werden vor allem dort gesehen, wo Laubholz in der Holzwerkstoffindustrie und Bioökonomie zu Partikeln, Fasern oder Spänen verarbeitet wird. Hier könnte Laubholz vermehrt für die Herstellung von Biokunststoffen und chemischen Grundstoffen genutzt werden, was die energetische Nutzung tendenziell verdrängen könnte. Durch den fortschreitenden Waldumbau wird zudem mehr Durchforstungsholz aus Laubholzbeständen bereitgestellt, wodurch sich zusätzliche Rohholzpotenziale für die stoffliche Nutzung eröffnen.
Holzbau und Holzwirtschaft
Die Studie zeigt, dass der Holzbau bis 2040 in allen Gebäudearten an Bedeutung gewinnen wird. Holzprodukte bieten durch ihre Klimafreundlichkeit und Substitutionsfähigkeit fossiler Materialien einen klaren Wettbewerbsvorteil. Insbesondere eine verstärkte Regionalisierung der Märkte könnte kürzere Wertschöpfungsketten fördern und die lokale Wirtschaft stärken. Die Internationalisierung des Holzhandels bleibt wichtig, jedoch wird verstärkt auf regionale Rohstoffkreisläufe gesetzt.
Die Experten betonen, dass Holzbau und Holzwirtschaft von den Zielen der Klimaneutralität bis 2045 profitieren können, indem sie fossile Materialien ersetzen. Gleichzeitig bleibt unklar, in welchem Ausmaß die Holznutzung in den Wäldern zukünftig durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt wird. Die Prognosen reichen hier von geringen bis zu deutlichen Reduktionen, insbesondere in Laub- und öffentlichen Wäldern.
Kreislaufwirtschaft und Rohstoffeffizienz
Ein zentraler Fokus liegt auf der Kreislaufwirtschaft und Rohstoffeffizienz, die laut Studie stark an Bedeutung gewinnen werden. Die Experten sehen große Chancen in der verstärkten Nutzung von Altholz und der Rückgewinnung massiver Gebrauchtholzteile, was zur Steigerung der Rohstoffeffizienz und zur Reduzierung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen beiträgt.
Die Kaskadennutzung von Holzprodukten, bei der Holz möglichst mehrfach stofflich genutzt wird, bevor es energetisch verwendet wird, wird zunehmend favorisiert. Besonders im Möbel- und Bausektor wird die Wiederverwendung von Gebrauchtholzteilen als wichtiger Beitrag zur Effizienzsteigerung gesehen. Zudem könnte die verstärkte Verwendung von Laubholz die abnehmenden Bestände an Nadelholz teilweise kompensieren und gleichzeitig neue innovative Anwendungen ermöglichen. (zel)
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