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Das GD Holz / Thünen Terrassendielen-Seminar: Wieder ein voller Erfolg!

12.10.2022rss_feed

Das GD Holz / Thünen Terrassendielen-Seminar: Wieder ein voller Erfolg!

Nach der pandemiebedingten Verschiebung fand am 29. September 2022 das 8. Terrassendielen-Seminar des Gesamtverbands Deutscher Holzhandel und des Thünen-Instituts für Holzforschung in Hamburg statt. Die Veranstaltung war wieder ein voller Erfolg.


Als eine der letzten Veranstaltungen vor der Corona-Zwangspause konnte das 7. Terrassendielen-Seminar im Februar 2020 gerade noch stattfinden, bevor alles in den Lockdown ging. Nach mehr als zwei Jahren fand nun die 8. Auflage in Hamburg statt. Das Seminar war mit knapp 100 teilnehmenden Personen ausverkauft und fand erstmalig im Alt Lohbrügger Hof in unmittelbarer Nachbarschaft zum Thünen-Institut statt. Neben dem Programm mit Vorträgen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung stand auch das persönliche Treffen und der fachliche Austausch im Mittelpunkt. Gerade das Netzwerken litt in den vergangen zwei Jahren sehr unter den Einschränkungen durch die Pandemie.

Nach dem Stammtisch am Vorabend zum Seminar mit rund 25 Teilnehmenden gab es für die Frühaufsteher wie schon in den vergangenen Jahren um 8 Uhr den Klötzchenkurs: Dr. Gerald Koch, Kurator der wissenschaftlichen Holzartensammlung des Thünen-Instituts, stellte kurz Holzanatomie sowie Methoden der Holzartenbestimmung vor. Durch die neu entwickelte App macroHOLZdata, lässt sich die Holzartenbestimmung jetzt noch einfacher umsetzen so Koch. Mit Lupe und App ausgestattet, stiegen die gut 30 Teilnehmenden in die Tiefen der makroskopischen Holzbestimmung ein. Zum Warmwerden sollten Weißeiche und Robinie bestimmt werden. Es folgten Bangkirai, Keruing, Ipé und Sibirische Lärche. Die kostenlose App macroHOLZdata bot eine gute Ergänzung, die visuellen Eindrücke der Holzklötzchen festzuhalten und damit die Holzarten Schritt für Schritt bestimmen zu können. Manch erfahrener Holzhändler zeigte sich durchaus überrascht, welche Holzart hinter dem ein oder anderen Klötzchen steckte.

 

Gebrauchsdauer von Holzterrassen und alternative Holzarten

Zum Beginn des Hauptteils begrüßte Florian Zeller (GD Holz) als Organisator der Veranstaltung die rund 95 Teilnehmer im Alt Lohbrügger Hof. Die anhaltend große Anzahl von Teilnehmenden zeigt, dass das Thema Terrassendiele auch oder vielleicht besonders nach zwei Jahren Pandemiepause auf großes Interesse stößt, so Zeller.

Die Vortragsreihe begann mit Dr. Gerald Koch. Er stellte kurz das Thünen-Institut für Holzforschung und seine Arbeitsbereiche vor. Danach kam er auf seine gutachterlichen Tätigkeiten am Thünen-Kompetenzzentrum für Holzherkünfte zu sprechen. Bereits bis Ende des dritten Quartals 2022 lag die Anzahl der Gutachten mit ca. 1 300 über den Vorjahren. Die zunehmenden Anfragen sind vor allem auf die Bereiche Holzhandel, Discounter, aber auch auf Behörden wie den Zoll, BLE und CITES zurückzuführen.

Als aktuelles und zukunftsweisendes Projekt berichtete Dr. Gerald Koch von dem Thünen-BMEL-Projekt: Prüfung möglicher Alternativen zu Naturwald-Teak im Hinblick auf ihre Eignung speziell im Schiffbau. Konkret geht es um Versuchsflächen auf der Gorch Fock, dem Segelschulschiff der Deutschen Marine. Mit Afzelia, Iroko und Itaúba wurden Versuchsflächen auf dem Deck (Achterback) ausgestattet, die durch Wissenschaftler wie Gerald Koch kontinuierlich untersucht werden. Es zeigt sich bereits jetzt, dass die drei ausgesuchten Holzarten den harten Anforderungen auf See standhalten.

Nach der Kaffeepause stellte Prof. Dr. Christian Brischke von der Georg-August-Universität Göttingen (Abteilung Holzbiologie und Holzprodukte) Forschungsergebnisse über die Gebrauchsdauer von Holzterrassen dar. Zunächst präsentierte er die Bestimmung sowie die Unterschiede von Dauerhaftigkeit von Terrassenhölzern. Dabei fokussierte er sich unter anderen auf den genauen Standort der Terrasse. Zwei aktuelle Forschungsprojekte von Brischke befassen sich genau mit standortbezogenen Gebrauchsdauervorhersagen. Mit Hilfe unterschiedlicher Modelle soll eine umfassende Gebrauchsdauervorhersage getroffen werden. Als Ergebnis hielt Prof. Brischke fest, dass die Dauerhaftigkeitsklassen nicht im Widerspruch zu einer präzisen Gebrauchsdauervorhersage stehen. Ferner stellte er fest: Je komplexer ein (Holz-)Produkt ist, desto weniger geeignet erscheinen Materialprüfnormen.

 

Hoch hinaus: Details zur Planung von Dachterrassen

Im Anschluss referierten Uwe Romstedt und Thomas Wilper über Planung und Ausführung von Dachterrassen. Das auf den ersten Blick trocken wirkende Thema wurde von beiden Vortragenden in einem humorvollen und lebhaften Vortrag nähergebracht. Uwe Romstedt führte dabei in die Welt der Gesetze und Normen ein. Baurecht ist zunächst Landesrecht. Das heißt 16 Bundesländern gleich 16 verschiedene Gesetzeslagen. Die Musterbauordnung (kurz MBO) soll die verschiedenen Landesbauordnungen vereinheitlichen und wird ständig von der Bauministerkonferenz aktualisiert, erklärte Romstedt. Die in der MBO formulierten Anforderungen an eine Dachterrasse wie Standsicherheit, Brandschutz und Wärme, Schall- und Erschütterungsschutz müssen bei Planung und Bau berücksichtigt werden.


Auch das Barrierefreie Bauen hat hohe Relevanz. Thomas Wilper widmete sich anschließend der Frage, welche Bedeutung diese Vorgaben der MBO für den Holzhandel und den Verkauf haben. Er verwies darauf, dass beim Verkauf von Terrassendielen Checklisten verwendet werden sollten, die die genannten Anforderungen abfragen. Bei Dachterrassen müssen beispielsweise die für den Standort und Güteklasse geltenden Windlasten beachtet werden. Dadurch können zusätzliche Kosten entstehen. Das sollte vor dem Verkauf bekannt sein und kalkuliert werden, betont Wilper. Zusätzlich müssen Verkäufer darauf achten, dass bei fast allen modifizierten Hölzern, Bambus und NFC/WPC Produkten in den Montageanleitungen vorwiegend Vorgaben für ebenerdige Standardterrassen, aber nicht für Dachterrassen gegeben sind. Verkaufsmitarbeiter, die Dachterrassen beraten, sollten daher unbedingt auch Weiterbildungen der Hersteller oder Seminare vom GD Holz besuchen, ergänzt Wilper abschließend.

 

Details zur Planung von Holz- und Bambusterrassen

Die Mittagspause wurde von viele Teilnehmer zum persönlichen und fachlichen Austausch genutzt. Nach zwei Jahren Pandemiezeit als auch den drei interessanten Vorträgen am Vormittag hatten die Anwesenden allerhand Informationen auszutauschen.

Werner Mangold, der auch als Sachverständiger tätig ist, eröffnete den Nachmittag mit einem Vortrag über Bambus-Terrassen. Er stellte das Unternehmen Moso vor, bevor er das Produkt Bambus beschrieb. Bambus, der botanisch zu den Gräsern gehört, ist technologisch eine wertvolle Ergänzung zu Holzprodukten. In Süd-Ost-Asien gewachsen und geschlagen, wird der Bambus in Streifen geschnitten und anschließend in Platten hochverdichtet. Die Platten zeichnen sich durch extreme Stabilität, keine Riss- und Splitterbild aus. Aus diesen Platten lassen sich Bambus Terrassendielen herstellen, die laut Mangold mittlerweile auf der ganzen Welt zu finden sind.

Aus Österreich reiste Claudia Koch an. Sie ist tätig bei der Holzforschung Austria, einem praxisorientierten Forschungsinstitut, und stellte ebenfalls neue Forschungserkenntnisse zu Konstruktion und Pflege von Holzterrassen vor. Ausgehend von den drei Forschungsprojekten Balkone (von 2003 bis 2006 durchgeführt), Terrassenbeläge (von 2010 bis 2012 durchgeführt) und Long Life Decking (von 2017 bis 2020 durchgeführt) beschrieb sie den aktuellen wissenschaftlichen Stand zur Pflege von Terrassendielen. Aus dem letzten Forschungsprojekt EURODECK, welches im April 2022 endete, wurde ein Anwenderleitfaden entwickelt. Dieser soll zu mehr Klarheit bei der Konstruktion als auch Pflege von Terrassendielen beitragen.

 

Holzimport und Vertrieb runden den Tag ab

Für mehr Klarheit sorgte auch Franz-Xaver Kraft (GD Holz), der über den aktuellen Stand der Verordnung Entwaldungsfreie Lieferketten referierte. Aktuell werden drei unterschiedliche Vorschläge von EU-Kommission, EU-Umweltministerrat und EU- Parlament diskutiert, die bis Ende des Jahres in einer gemeinsamen Verordnung verabschiedet werden sollen. Herr Kraft verglich die drei bisherigen Entwürfe anhand ausgewählter Kriterien und schlussfolgerte daraus die Folgen für den Holzhandel. Fest steht bereits jetzt, dass die betreffenden Unternehmen mit einem deutlichen bürokratischen Aufwand zu rechnen müssen. Mit der Anwendung der neuen Verordnung ist bis Mitte 2024 zu rechnen, so Franz-Xaver Kraft.

Den informativen Tag rundete der Vortrag Terrassendielen erfolgreich online handeln von Michel Kahrs ab. Er ist Geschäftsführer der Kahrs Group und vertreibt seit vielen Jahren erfolgreich Terrassendielen. Wichtig für den erfolgreichen Vertrieb ist zunächst eine Unterscheidung in unterschiedliche Kundentypen. Mit dieser Kenntnis kann die Ansprache im Webshop dann zielgerichtet geändert und ausgebaut werden, so Michel Kahrs.

Bis 17 Uhr blieb der Konferenzsaal im Alt Lohbrügger Hof gut gefüllt. Der Tag begann mit der wissenschaftlichen Holzartenbestimmung im Thünen-Institut und endete mit einem praxisnahen Vortrag über den Vertrieb von Terrassendielen. So eine Bandbreite von Experten und verschiedenen Sichtweisen auf das Thema Terrassendiele, erlebt man nur hier., so ein Teilnehmer. Das Terrassendielen-Seminar dient nicht nur der Weiterbildung durch die Vorträge, auch die Gespräche auf dem Stammtisch am Vorabend und in den Pausen sind elementar für die Teilnehmenden. Schließlich ist es auch Treffpunkt für Importeure, Lieferanten und Kunden, die hier ihre Geschäftsbeziehungen ausbauen können. Neben dem Networking lebt das Terrassendielen-Seminar von den vielfältigen Fragen und Beiträgen aus dem Publikum, die die Veranstaltung kurzweilig und zu einem echten Austausch untereinander führen. Insgesamt gab es ein durchweg positives Feedback zu dem bewährten Format, was auch das ungebrochene Interesse an dem Thema bestätigt. Eine Fortsetzung der Veranstaltung ist im Frühjahr 2024 geplant. (zel)


Foto: (c) GD Holz

Foto: (c) GD Holz