search

Chinesische Produkte aus sanktioniertem russischem Holz drängen auf den deutschen Markt – EU muss nachschärfen

03.07.2024rss_feed

Chinesische Produkte aus sanktioniertem russischem Holz drängen auf den deutschen Markt – EU muss nachschärfen

Vor dem Ukraine-Krieg existierten im Holzhandel zahlreiche traditionelle und gute Wirtschaftsverbindungen zu Russland. Als Folge des Angriffskrieges verhängte die Europäische Union zahlreiche Wirtschaftssanktionen, welche u.a. auch direktimportiertes Holz und Holzprodukte aus Russland sowie Belarus und verhindern den direkten Handel mit diesen Waren. Diese Sanktionen werden grundsätzlich von der überwältigenden Mehrheit des deutschen Holzhandels mitgetragen.


Herkunftsverschleierung schadet der deutschen Wirtschaft

Durch die Verschleierung der Herkunft findet das sanktionierte Holz jedoch über die Verarbeitung in Drittländern, durch Umverpackung und Neuetikettierung weiterhin seinen Weg auf den deutschen Markt. Diese Methoden konterkarieren das Sanktionsregime der EU. Produkte aus russischem Holz drängen so über China, Türkei, Kasachstan und weitere Länder auf den Weltmarkt. Den Wirtschaftsteilnehmern, welche die Sanktionen ernstnehmen und befolgen, wird durch diese fragwürdigen Vertriebswege enorm geschadet. Als Folgen drohen dem deutschen und europäischen Markt Ungleichgewicht und massive Störungen des Vertriebs legaler Produkte aus legitimen Quellen.

 

Konkrete Forderungen an Bundeswirtschaftsminister Habeck

Der GD Holz hat sich deshalb direkt an Bundeswirtschaftsminister Habeck gewandt. Die politische Entscheidung der Sanktionsbegründung sei wichtig und richtig, jedoch bedarf es fairer Handelspraktiken. Dafür müsste die EU-Sanktionsrichtlinie dringend nachjustiert werden, so die Verbandsforderung. Die Herstellung von Produkten aus russischem Holz müsse genauso behandelt werden, wie im Stahlbereich wo sowohl der Import russischen Stahls als auch der Import der daraus hergestellten Produkte verboten sei. Das Bundeswirtschaftsministerium teilt die Bedenken hinsichtlich der Produkte aus Holz und verweist auf die EU-Holzhandelsverordnung bzw. auf die anstehende EUDR, wonach faktisch bereits jetzt keine legale Einfuhr dieser Produkte möglich sein. Leider zeugen Markterkenntnisse von weiterhin praktizierten Umgehungen. Der GD Holz fordert nachdrücklich eine schärfere Verfolgung dieser Verstöße und spricht sich deshalb deutlich für ein gleichwertiges Importverbot von Produkten aus sanktionierten russischen Rohstoffen aus – gleich ob Holz, Stahl oder Öl. (tl)

 


Foto: © Fotolia.com

Foto: © Fotolia.com


Kommentare

Kay Kunze
03.07.2024 14:12
Es ist doch inzwischen Konsens, dass die EU-Sanktionen der russischen Wirtschaft kaum schaden und den Krieg auch nicht beendet haben. Müsste der GD Holz als mein Interessenvertreter nicht eher darauf hinwirken, dass uns der russische Rohstoff mittelfristig wieder zur Verfügung steht anstatt bei den Machthabern eine Verschärfung der Sanktionen zu fordern?

Hartmut Gross
03.07.2024 15:10
Ich kann mich Kay Kunze zu 100 % anschließen.
Die EU-Sanktionen haben keinem geholfen und allen, besonders uns geschadet.
Ich erinnere hier besonders an die Statistiken vom Export, die wir uns immer wieder im Großhandel angesehen haben.
Die Lösung ist also nicht der Ruf nach Sanktionen, sondern so schnell wie möglich ein Neuanfang!

Hubert Widmann
03.07.2024 15:25
Da bin ich aber ganz anderer Meinung. Die Sanktionen sind gerechtfertigt, und die Unterwanderungen verstoßen gegen geltendes Recht.
In dem Moment,in dem die Sanktionen gestrichen werden, wird ein Preiskrieg entstehen. Unsere Läger werden entwertet und wir laufen wieder in eine Zeit der instabilen Preise.

David Streck
03.07.2024 16:21
Sanktionen haben nun mal die Eigenschaft, erst langfristig zu wirken.
Und auch wenn sie zur Zeit nicht den durchschlagenden Erfolgt haben, den wir uns vielleicht wünschen,
empfehle ich doch die Lektüre der Wirtschaftspresse, in der zunehmend über Probleme des russischen Zahlungsverkehrs
selbst mit Partnern wie China berichtet wird. Abgesehen von allem anderen belasten die Sanktionen unsere Volkswirtschaft weitaus weniger als eine direkte Kriegsbeteiligung.
Vielleicht ist es sinnvoll, über den Tellerand des eigennen Betriebes hinaus zu blicken.

Dorothee von Hoff
03.07.2024 18:51
Sanktionen muss man sich sehr gut überlegen. Soweit ich informiert bin, haben die fast nie das eigentliche Ziel erreicht. Wenn man sie einführt, dann immer im Wissen sich auch selbst wirtschaftlich zu schaden. Es war also von Anbeinn an klar, dass wir uns mit den Sanktionen selbst Probleme machen.

Angesichts des zivilisatorischen Rückschritts einer Vollinvasion auf europäischem Boden war das quasi unvermeidlich. Es war auch das Signal, dass Wirtschaft nicht bedingungslos Sicherheitsinteressen überragen.

Russland hat auf Kriegswirtschaft umgestellt. Der Machthaber ist bereit den größtmöglichen Preis für seine Ziele zu zahlen. Solange sich daran nichts ändert gibt es kein zurück. Sonst würde dies als Unterwerfung gelesen.
Im Übrigen wird es recht egal sein, wenn der Holzhandel das Ende der Sanktionen fordert. Die Frage ist größer als der Holzhandel. 😉

Insofern ist es ganz richtig die Einhaltung der Regeln zu fordern.

Klaus Schmidt
05.07.2024 09:34
Solange die USA den Import von Lärche aus Russland weiterhin erlaubt und nur die Einfuhrzölle erhöht und dadurch u.U. seine Einnahmen steigert, gefährden die EU-Sanktionen Unternehmen und Arbeitsplätze auch in Deutschland, ohne den eigentlichen Sinn der Sanktionen zu erfüllen.

Hartmut Oberstech
05.07.2024 11:54
Mein Stand ist auch, dass die USA weiterhin Birkensperrholz in großen Mengen aus Russland kaufen. Siehe die Ware, welche in Rostock an die Kette gelegt wurde…weiterhin muss jeder Import auch vom Zoll kontrolliert werden. Wenn hier sog. Importeure aus CZ etc stets an deutsche Händler günstig Birkensperrholz liefern…und nicht eine Lieferung kontrolliert wird…

Nils Petersen
09.07.2024 17:20
Ich bin da ganz bei Frau von Hoff, Herrn Streck und Herrn Widmann. Die Sanktionen sind mehr als gerechtfertigt wenn vor den Toren Europas ein souveräner Staat mir-nichts-dir-nichts überfallen wird und daraus ein mittlerweile über zweijähriger, wenn man die völkerrechtswidrige Annexion der Krim noch mit hinzuzählt, über zehnjähriger Krieg entsteht. Davor können die Augen nicht verschlossen werden und die Inkaufnahme der Folgen der Sanktionen sind für unsere Wirtschafts das kleinere Übel.

Und mitunter zeigen sie Wirkung:
- Der Außenhandelsumsatz belegt einen Rückgang der russischen Wirtschaft: Importe und Exporte im Zeitraum von Januar bis September 2023 fielen um 16% geringer aus als im Vorjahreszeitraum.
- Der russische Außenhandelsüberschuss ist im Jahresvergleich 23 zu 22 um mehr als 60% geschrumpft
- Die Lkw-Transporte in Russland haben sich im Mai im Jahresvergleich durchschnittlich um 19% verteuert
- Frachtraten nach Belgorod sind fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Frachtkosten nach Kaliningrad sind um 80% angestiegen, Preistreiber sind die angestiegenen Kosten für Fahrzeuge, Ersatzteile und Benzinpreise
Alle Angaben von der dt.-ru. Auslandshandelskammer.

Lange wird das nicht durchgehalten werden können, in der Folge wird auf Kriegswirtschaft umgestellt. Krieg wird zum Selbstszweck, eine volkswirtschaftliche Sackgasse.

In unserer Forderung an die Berliner Politik haben wir eine Verschärfung hinsichtlich der Umgehungsmöglichkeiten gefordert, um im Sinne unserer Mitglieder zu handeln, die sich an die Sanktionen halten. Gemäß unserer Forderung wäre es dann nicht mehr möglich, auch aus ru. Vormaterialien hergestellte Waren zu importieren.